In Zeiten großer Unsicherheit und Verwirrung

halten wir an unseren Werten fest

Wir leben in einer zunehmend unsicheren Welt. Zwischen blutigen Kriegen und Handelskonflikten - o Vorboten jener Konflikte, die dann auf den Schlach#eldern ausgetragen werden - blicken wir einer ungewissen Zukun entgegen. Am beunruhigendsten ist, dass hinter dem Wunsch, ein System internaonaler politischer und wirtschalicher Beziehungen, wie unvollkommen sie auch

sein mögen, abzubauen, keine Strategie für die Zeit danach steht.

Trumps Versprechungen über das Ende des Krieges in der Ukraine bleiben eine Fata Morgana. Der Konflikt wird übrigens immer blutiger, während sich im Nahen Osten neue Fronten auun, die bei den nächsten Generationen tiefe Wunden hinterlassen werden.

Noch weniger verständlich sind die Entscheidungen der Trump-Regierung, die Sprünge nach vorne und die plötzlichen Rückzüge. Der Einsatz von Zöllen könnte, wenn der Rest der Welt geschlossen darauf reagiert, ein Akt des reinen Masochismus werden. Heute erleben wir, wie Zölle wahllos als Verhandlungsinstrument eingesetzt werden, um das Handelsdefizit und die Staatsverschuldung der USA zu verringern, während paradoxerweise Haushaltsgesetze verabschiedet werden, die dieses Loch um weitere 3 bis 4 Billionen vergrößern werden. Der Gedanke, dieses Loch durch Zölle zu stopfen, ist Wahnsinn. Die amerikanischen Verbraucher werden den Preis dafür zuerst bezahlen, mit steigender Inflaon. Bis zu diesem Punkt scheint uns das Problem nicht direkt zu betreffen. Es waren die Amerikaner, die diese Regierung gewählt haben.

Das eigentliche Problem ist jedoch die Unsicherheit, die uns seit Monaten umgibt. Wenn es zu einer Rezession kommt, müssen wir unsere Aufmerksamkeit erhöhen. Das bedeutet nämlich den Verlust von Arbeitsplätzen. Und folglich schrumpfen die Einnahmen aus Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen. Wenn dies mit einer steigenden Inflaon einhergeht, werden wir mit einer schweren Wirtschaskrise konfronert. Leider scheint der US-Präsident von - oft widersprüchlichen - Ankündigungen zu leben, und diese Instabilität droht angesichts ihres Gewichts zu einem globalen Problem zu werden. Die Idee, die Produkon in die Vereinigten Staaten zurückzuholen, scheint in einer Welt mit stark verflochtenen Lieferke?en eher ein Traum als eine realissche Herausforderung zu sein.

Wir älteren Menschen sind dabei mit am stärksten betroffen. Nicht, weil wir zu den Waffen gerufen werden, sondern weil wir zu den ersten gehören, die unter den Auswirkungen der steigenden Preise zu leiden haben. Ich mache mir keine Illusionen darüber, woher diese Regierung die Mi?el nehmen wird, um etwaige Haushaltslöcher zu stopfen oder die 5% des BIP zu erreichen, die bis 2035 für die Aufrüstung vorgesehen sind. Wie bereits erwähnt, ist die Situaon so unbeständig, dass am Ende vielleicht wenig passieren wird.

Und was geschieht in Südtirol? Angesichts eines immer wahrscheinlicher werdenden Zollkriegs würden auch wir bestra. Wir exportieren für eine halbe Milliarde Euro Waren in die USA, darunter Maschinen und landwirtschaliche Qualitätsprodukte.

Vor allem der Weinsektor blickt mit Sorge in die nahe Zukun. Die lokale Polik sollte sich daher Gedanken machen, wie sie den Problemen begegnen kann, indem sie die Sozialpartner einbezieht. Wir können nicht global Einfluss nehmen, aber wir können

die negativen Auswirkungen lokal abmildern, mit Anreizen für die Wirtschaft und gezielten Sozialleistungen für die bedürigsten Bürger. Deshalb müssen wir auf ein endlich stärker geeintes Europa hoffen, auch wenn die Tendenz der einzelnen Staaten zu größerer Abscho?ung und einem egoisschen „Jeder schaue auf sich selbst“ hinzusteuern scheint. Am Ende laufen wir Gefahr, auf der Weltbühne nichts mehr zu zählen und nur noch ein Markt zu sein, der ausgeplündert wird.

Doch trotz allem bleibt die Hoffnung, dass die VernunF siegt. In diesem Sinne wollen wir unsere Ideen und Projekte weiterverfolgen, in der Hoffnung, dass wir einen Beitrag zu einem solidarischeren und gerechteren Land leisten können.

Alfred Ebner